Die Panoramen, die ich für meine Kunden anfertige, werden irgendwie immer grösser 😉
Nach einem meiner Panoramen als wohl kleinstes Ergebnis (dafür im Millionenauflage) auf einer offiziellen Briefmarke der Deutschen Post , und einem weiteren meiner Panoramen auf 51 Meter Länge an einem Berliner S-Bahnhof , wurden es jetzt fünf Panoramen mit jeweils rund 92 Meter Länge für die Kuppel des ZEISS Grossplanetariums, auch bekannt als Berliner Planetarium an der Prenzlauer Allee.
Die Projektion füllt natürlich 360° die gesamte Kuppel des Planetariums, es geht einmal um ganz Berlin herum. Diese Aufnahme oben zeigt nur ein Ausschnitt daraus, mit dem vom Planetarium im Rahmen der Show hineinprojizierten Nachthimmel. Tiergarten und Berliner Stadtskyline sind mein bescheidener Beitrag dazu. Und lasst Euch bitte nicht von der bescheidenen Qualiät des Fotos hier täuschen: Die Unschärfe und teilweise Bildmatsche im Detail entsteht nur auf der Fotografie hier durch die Projektoren und Laser auf die Fläche der Kuppel. In Wirklichkeit kann man in der 360°-Skyline jedes Fenster, jeden Ast im Tiergarten, jeden Ziegelstein, jedes Auto usw sauber sehen.Weiter unten findet Ihr weitere Infos dazu.
Und so sieht übrigens die Kuppel des ZEISS Grossplanetariums von aussen aus:
Hab ein bisschen im Archiv gekramt, hatte das Planetarium in 2013 mal von aussen nachts fotografiert:
Nachdem das grosse Projekt nach rund 15 Monaten also nun erfolgreich abgeschlossen wurde, ist es Zeit, darüber zu berichten:
Die Vorgeschichte:
Im August 2020 erreichte mich via email eine sehr interessante Anfrage des ZEISS Grossplanetariums im Berliner Prenzlauer Berg: Man benötige für die Kuppelprojektion im Planetarium insgesamt fünf 360°-Panoramen der Berliner Skyline, zu verschiedenen Tageszeiten und Lichtsituationen, vom Tag bis in die Nacht. Idealerweise wünsche man sich dafür die Sicht auf Berlin vom obersten Aussichtspunkt der Berliner Siegessäule. Der normale Himmel über Berlin sollte ausserdem wegretuschiert werden, da das Planetarium seinen eigenen (Sternen-)Himmel und die jeweiligen Übergänge einfügen will.
Das klang schon in der Anfrage sehr interessant, das hat es so noch nicht gegeben – meine Neugier war geweckt. Gleichzeitig stellten sich zahlreiche Fragen: Neben einigen technischen Fragen auch so banale Sachen wie „Wie kommen wir überhaupt ausserhalb der normalen Besuchszeiten auf die Siegessäule“, schaffen wir jedes 360°-Panorama in ausreichend kurzer Zeit damit sich die jeweilige Lichtstimmung pro Pano nicht verändert (wegen der benötigten Detailgenauigkeit und damit Panorama-Grösse etwa 50 Aufnahmen pro Panorama-Runde, da kann keiner pro Einzelbild 30 Sekunden belichten), wann ist das beste Wetter für eine saubere Hoizontkante ohne Dunst und Wolken, welche Grössen werden überhaupt benötigt, wie aufwändig ist das Freistellen vom Himmel, wie passen wir das beste Wetter ab, wie kriegen wir fünf oder mehr Panos völlig deckungsgleich… und einiges mehr.
Zur Abklärung der technischen Fragen haben wir dann noch im September 2020 vormittags eine Art „Test-360°-Skyline-Shooting“ oben auf der Siegessäule veranstaltet. Nachdem dem Kunden das Ergebnis gefiel und alle technischen Fragen und Auftragsbedingungen geklärt waren, war es dann aber schon Herbst. Die Bäume im Tiergarten-Park trugen somit Herbstfarben – der Kunde wollte aber gerne grüne Bäume in seinen Panoramas. Somit ruhte das Projekt bis Mai 2021.
Die Umsetzung:
Als der Tiergarten-Park sich Anfang Mai 2021 dann endlich wieder grün zeigte, wachten alle aus dem Winterschlaf auf. Dafür ging nun der „Spass“ mit dem Wetter los, welches sich äusserst wechselhaft und wenig vorhersehbar zeigte. Dabei benötigten wir für das Skyline-Shooting auf der Siegessäule ganz bestimmte Wetterbedingungen: Gute Fernsicht (Glücksspiel in einer Stadt wie Berlin wegen zB Luftverschmutzung und daher abhängig von den vorher herrschenden Wetterbedingungen), wenig bis kein Wind, und natürlich kein Regen, wenig Wolken.Der gesamte Himmel wird zwar später sowieso wegretouchiert, aber auf der Stadt und der Skyline und den Übergängen musste sowohl „zu hartes Licht“ als auch „zu weiches Licht“ vermieden werden.
Das Wetter war also nicht so lustig im Mai 2021, und die Vorhersagen waren auch allein von heute auf morgen irgendwie immer sehr falsch. Drei Wochen lang habe ich gefühlte hundert Mal am Tag die Wetterapps gecheckt, und das Team in Alarmstimmung gehalten, so auf Abruf 😉
Die Siegessäule selbst war im Mai 2021 noch wegen der „Lockdowns“ für den normalen Publikumsverkehr gesperrt. Das war aber tatsächlich ein bisschen Glück für uns. Denn oben auf der engen Aussichtsplattform der Siegessäule ist kein Platz für die üblichen Besuchermassen und gleichzeitig unsere Stative, sowie ein paar ständig hektisch im Kreis rennende Fotografen. Die Betreibergesellschaft der Siegessäule hat sich glücklicherweise bezüglich des zeitgerechten spontanen Zugangs extra für uns, sehr kulant und entgegenkommend gezeigt. Trotzdem musste das Shooting auf den Punkt genau klappen, wir hatten aus diversen organisatorischen Gründen nur eine Chance. Und das Thema „Lockdown“ drückte trotzdem im Hintergrund, denn das Ende des „Lockdowns“ zeichnete sich ab – neben dem passenden Wetter mussten wir aber UNBEDINGT ohne andere Besucher auf die Siegessäule.
Einen Tag Ende Mai passte das Wetter dann plötzlich, ich hatte schon Genickstarre vom ständigen Himmel- und Wetter-App beobachten. Eiligst mittags bei der Betreibergesellschaft den Zugang zur Siegessäule angemeldet, dann ebenso eilig das Team zusammentelefoniert – und los!
Mein ausdrücklicher Dank gilt hier nochmal der Betreibergesellsschaft der Siegessäule, namentlich der Geschäftsführerin und ihrer Kollegin vor Ort! Vertrauenvoll hat man uns nachmittags in die Säule gelassen, uns für den Notfall den Schlüssel in die Hand gedrückt, und in Ruhe alleine einige Stunden im Gebäude arbeiten lassen. Wir sollten einfach anrufen wenn wir fertig sind – toll!
Der Rest ist schnell erzählt: Das Shooting klappte problemlos. Die Panos in den Wochen danach gestitcht, ausführlich auf Stitchingfehler im Detail kontrolliert, sowie fertig bearbeitet. Die Ergebnisse dann dem Kunden zur Begautachtung vorgelegt, und dann nach Freigabe in aufwendiger Postproduction in jedem Pano der Himmel komplett in mehreren Ebenen entfernt, anschliessend die Panos auf völlig Deckungsgleichheit für eine saubere Überblendung getrimmt. Dieser ganze Vorgang hat rund 7 Monate gedauert.
Die 360°-Panos hier zu zeigen, wäre weitgehend sinnlos – verkleinert und fürs Web passend gemacht bleibt aufgrund der extremen Breite der Panos leider nichts hier zum Gucken übrig, ausser einem sehr schmalen Streifen. Unter anderem dieser Ausschnitt hier ist aber aus dem Shooting entstanden, denkt Euch das einfach einmal 360° um ganz Berlin herum 😉
EIN komplettes 360°-Panorama hat übrigens runde 4,5 GB (!) Dateigrösse und 145.000 Pixel Breite – immerhin muss im Planetarium ja eine Kuppel mit rund 92 Meter Umfang in hohre Detailauflösung bespielt werden – dies im nächsten Schritt auch in 4K-Auflösung.
Erstellt wurden für das Projekt insgesamt fünf Panoramen – eines bei Tageslicht, eines kurz vor Sonnenuntergang, eines zum Sonnenuntergang, eines zur blauen Stunde und eines in der Nacht. Und wie bereits erwähnt, der natürliche Himmel wurde in der Postproduction entfernt, und dann neu vom Planetarium in seiner Kuppel animiert eingefügt. Dies vom Sonnenuntergang bis hin zur über das Firmament wandernden Milchstrasse.
Im November 2021 war das gesamte Projekt dann abgeschlossen, und final an den Kunden ausgeliefert. Im Januar 2022 war ich ins Planetarium eingeladen, um das fertige Ergebnis und die dazugehörige „Sternenshow“ in der Kuppel des Planetariums ohne normales Publikum zu besichtigen. Ein tolles Gefühl, ich bin sehr beeindruckt!
Ich habe dabei in der Kuppel ein paar Bilder machen können. Diese geben die Eindrücke der 360°-Skyline-Panos und den Übergängen vom Tag in die Nacht samt Sternenhimmel in der Kuppel nicht ansatzweise wieder, aber für einen ersten Eindruck soll es reichen. Die Milchstrasse können wir in Berlin u.a. wegen der „Lichtverschmutzung“ der Stadt übrigens nie wirklich sehen.
ANKLICKEN für eine grössere Ansicht:
Blick in die Kuppel des ZEISS Grossplanetariums mit einem Teil meines Berliner Skyline-Panoramas unter der Projektion der Milchstrasse (Berlin Panorama von mir, Himmelprojektion Copyright Stiftung Planetarium Berlin)
Hier noch ein paar weitere Eindrücke (bitte ANKLICKEN für eine grössere Ansicht):
Alles zurvor gezeigten Fotos aus der Kuppel des ZEISS Plenatariums: Copyright Frank Herrmann/ fhmedien.de, mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Planetarium Berlin. Jegwelche weitere Verwendung dieser Fotos durch Dritte ist untersagt.
Abschliessend gilt mein Dank dem Auftraggeber Stiftung Planetarium Berlin und allen beteiligten Mitarbeitern dort für diesen wirklich tollen Auftrag und den immer guten Kontakt! Ausserdem danke ich der Geschäftsführerin und ihrer Mitarbeiterein bei der Betreibergesellschaft der Berliner Siegessäule für das Entgegenkommen und das extreme Vertrauen. Auch Christiane von Retouching de Luxe sende ich nochmals meinen grossen Dank für die wirklich tolle Unterstützung bei der Freistellung und vor allem Herstellung der Deckungsgleichheit der Panoramen.