Granada (Alhambra)

Nach Toledo und einem spontanen Zwischenstop am Castillo de Almonacid sowie den Windmühlen von Consuegra gehts fast nur auf der Autobahn durch eine grandiose Berglandschaft Richtung Granada. Wir erleben mitten in den Bergen ein wirklich heftiges Gewitter, welches leider das Auto komplett sauber macht. Auffällig ist die angepasste Geschwindigkeit der anderen Autofahrer: Rasen zB in Deutschland auch bei starkem Regen ein paar Unbelehrbare mit hoher Geschwindigkeit durch den Regen, fährt man bei entsprechenden Wetterbedingungen in Spanien sehr angepasst und langsam über die Autobahn- und ich meine nicht die dort sowieso vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h.

Wieder um die Mittagszeit kommen wir in Granada an. Es hat über 40 Grad, dreimal fahren wir im Kreis auf der Suche nach dem Parkplatz. Scheinbar war das Navi nicht aktuell, der Verkehr in der Stadt ist dazu nervig, ein seltsames undurchsichtiges Einbahnstrassensystem verwirrt uns. Der anvisierte Parkplatz liegt auf einem Stadthügel. Beim vierten Anlauf finden wir das dann auch endlich, und werden mit einem schönen ruhigen Platz in zentraler Lage belohnt.

Granada ist nicht nür für seine alte Festung – eben die Alhambra – berühmt, sondern gilt auch als Aussteigerparadies in Andalusien.

Durch einen Zufall kommen wir in Kontakt mit ebensolchen Aussteigern, in diesem Fall aus Deutschland. Man ist der Überzeugung, nichts zu benötigen, übernachtet freiwillig ganzjährig maximal in den umliegenden Höhlen, und will im übrigen seine Ruhe. Bei mir rennt man damit offene Türen ein, und wie immer, ist es dieselbe Geschichte: Gutverdienende Leute aus dem vermeintlich bürgerlichen Leben steigen mit Mitte 40 aus, verkaufen Haus, Porsche und restlichen Besitz und ziehen es freiwillig vor, mit einem kleinen Rucksack voller Habseligkeiten auszukommen und ihr Geld zB mit Gitarrenspiel für die Touris zu verdienen. Über den von einem unserer Bekanntschaften gehörten Satz „am glücklichsten war ich als ich hier ankam, nur mit Schlafsack und nem kleinen Rucksack Klamotten“ könnte ich seitenweise schreiben…

Schon in Frankreich haben wir u.a. einen getroffen, der nur sein altes „Zündapp-25ccm-Mofa“ samt Anhänger für Zelt etc hatte, mit seinen beiden kleinen Hunden vom Verkauf seiner unterwegs gemalten Bilder lebt und sehr glücklich wirkte. Natürlich erfährt man bei solchen Treffen selten die wahren Hintergründe, wie es vielleicht zu diesem Lebenswandel gekommen ist, warum und wie jemand wirklich so lebt. Dennoch gibt es eine ganze Reihe Menschen, die „ausgestiegen“ sind und freiwillig und ohne Not ihr sehr individuelles Leben leben. Die findet man selten bis nicht im Netz und schon gar nicht bei Facebook, die kann und muss man live treffen.

Für mich als sowieso überzeugten Minimalisten und meine Begleiterin als „mich intressiert Materielles nicht“ – eröffnet die Offenheit und Geschichte unserer Bekanntschaft in Granada immer noch neue Sichtweisen und Perspektiven. Bis morgens um 4 sitzen wir zusammen am Lagerfeuer, grillen trinken und unterhalten uns. Drei Nächte geht es so, Fotos geraten in den Hintergrund. Tagsüber zeigt das Thermometer 45 Grad im Schatten. Wir kommen wieder!

Nach einigen Tagen fahren wir dennoch weiter….erstmal zurück ans Meer.


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